Ob das alles bedeutet, dass auch die immer wieder von Hugo Egon Balder ins Gespräch gebrachte Sendung “Der Klügere kippt nach” eine gute Idee wäre, heißt das natürlich noch lange nicht, denn natürlich gab und gibt es immer wieder Ausnahmen.

Psst. Auf dem Bild ist etwas Verbotenes zu sehen.

Psst. Auf dem Bild ist etwas Verbotenes zu sehen.

Das schrieb ich vor über drei Jahren, als ich mich das erste Mal mit Alkohol im Fernsehen – den ich bekanntlich durchaus befürworte – beschäftigte.

Heute, 2015, ist die Sendung Wirklichkeit. Beziehungsweise war es. Denn gleich läuft die letzte Folge der ersten Staffel. Die letzte Chance für Tele 5 mich davon zu überzeugen, dass es vielleicht doch eine gute Idee war. Und ich nicht Recht behalte.

Denn auch wenn alle Beteiligten in den bisherigen Ausgaben sichtbar Spaß hatten: Mir als Zuschauer hat die Sendung nicht gefallen. Und nein, das lag nicht am Alkohol.

Auch die oft viel zu laute Hella von Sinnen war nicht das Problem der Sendung. Sie war nicht selten eine Art Stimme der Vernunft.

Genau DAS war eines der Grundprobleme der Sendung: Die Nicht-Stammgäste. Also alle Talkgäste außer Hella von Sinnen. Viel zu oft waren sie entweder völlig zurecht unbekannt und hatten wenig zu erzählen. Oder sie waren zumindest mir bekannt, wollten aber irgendwas – und sei es nur ihre öffentliche Persönlichkeit – verkaufen. Beide waren zum Beispiel in der vergangenen Woche vertreten: Lina Van de Mars sagt mir persönlich nichts – und die Sendung machte mir auch keine Lust darauf, mich mit Ihrer Person zu beschäftigen. Desirée Nick hingegen sagte mir schon etwas, die Frau war aber so anstrengend, dass Hella von Sinnen wie ein Sedativum wirkte.

Dritter im Bunde war übrigens Comedian Bodo Bach, der mit zunehmendem Alkoholkonsum immer unterhaltsamer wurde. Eben weil er sich mehr und mehr herauszog und anfing, Türme aus leeren Gläsern zu bauen.

Denn an dieser Stelle passierte das, was diese Sendung ausmachen sollte: Der Bruch mit den Konventionen der Talkshow-Industrie. Das Aussteigen aus der Diskussion durch einen Gast.1

Aber das gab es nicht so häufig. Vielleicht noch, als Serdar Somuncu Wolfgang Trepper angriff. Und das ist das zweite große Problem der Sendung.

Denn Moderator Wigald Boning hielt sich viel zu sehr an seinen Moderationskarten fest, wollte möglichst viele der von der Redaktion vorgegebenen Themen durcharbeiten. Und gab seinen Gästen viel zu wenig Raum. Er war, so kann man es im Zusammenhang mit dieser Sendung wohl sagen, ein schlechter Gastgeber.

Hätte er sich einige Wochen vorher mal etwas abgeschaut bei einer anderen Gastgeberin, in deren (natürlich nicht wirklichen) Wohnung er vorbeischauen durfte. Auch bei Sarah Kuttner gibt es Alkohol (und Essen, dass mich regelmäßig neidisch macht), aber die Gastgeberin interessiert sich für ihre Gäste und lässt sie (aus)reden. Und versucht nicht, irgendwelche Themenlisten abzuarbeiten.

Vielleicht ist „Der klügere kippt nach“ der beste Beweis, dass Alkohol und gute Fernsehunterhaltung zwar durchaus korrelieren können – aber eben in keinem Kausalzusammenhang stehen. Und das eine folgt ja nicht zwangsläufig aus dem anderen.

Ganze Folgen von „Der Klügere kippt nach“ kann man auf der Tele-5-Webseite anschauen.


  1. Zugegebenermaßen nicht ganz so actionreich wie Nikel Pallat 1971. 

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