Andere Seiten 1/2015
Donnerstag, 9. April 2015 um 22:09 Uhr; Kategorie LinkingIch habe zwar noch eine hohe zweistellige Zahl an Artikeln auf meiner Leseliste. Aber bevor ich das hier noch weiter aufschiebe, schreibe ich hier schon einmal die (ganz subjektiv) besten Texte (und ein Video) aus den vergangenen Monaten auf. Und ja, mir ist bewusst, dass da ganz schön viele Texte aus der Zeit dabei sind.
Politik
Ja, wieder hat es John Oliver in die „Anderen Seiten“ geschafft. Sein Besuch bei Edward Snowden ist einfach das beste, was ich an politischem Journalismus in den vergangenen Monaten gefunden habe. Denn endlich macht jemand auch dem letzten klar, wieso es eben nicht egal ist, dass wir alle von der NSA ausspioniert werden.
Wirtschaft
„Die Kassierer“ (Zeit Online, 21. Februar): Sind wir nicht alle ein bisschen Mittelschicht? Oder behaupten es zumindest? Und zahlen wir nicht alle zu viele Steuern und bekommen dafür viel zu wenig? Dass da eine Fehleinschätzung vorliegt, zeigt Stefan Willeke in seinem langen Text. Schließlich profitiere gerade die Mittelschicht von Elterngeld, Ehegattensplitting und dergleichen.
„Ein Prost auf Kim Jong-Un“ (Zeit Magazin, 27. März): Ich mag ja Geschichten über Nordkorea. Meistens sind es Reisereportagen über ein Land, in das man sonst keine Einblicke bekommt. Noch einmal ganz andere Einblick bekommt man aber, wenn man dem Beginn eines großen Geschäfts mit Nordkorea verfolgt. Auch wenn am Ende … ach, lest selbst!
Kultur
„Auf dem Weg“ (Zeit Magazin, 19. Februar): „Das, was Art Garfunkel unbedingt zu Ende bringen will, ist ein irrsinniges und tolles Projekt: Seit 1998 durchquert er zu Fuß Europa“, schreibt Anna Kemper im Zeit-Magazin. Sie begleitet ihn auf einer seiner letzten Etappen – und erzählt in ihrer Reportage nicht nur die Geschichte eines Musikers, sondern auch die eines Menschen, der Dinge, die er einmal angefangen hat, um jeden Preis auch abschließen will. Vielleicht sollten wir alle in bisschen mehr wie Art Garfunkel sein.
Gesellschaft
„The death of Queen Elizabeth will be the most disruptive event in Britain in the last 70 years“ (Business Insider, 6. März): Man möchte nicht daran denken, aber Queen Elizabeth ist nicht mehr die Jüngste. In nicht einmal zwei Wochen wird sie 89 Jahre alt.1 Und beim Business Insider haben sie mal recherchiert, was sich dann alles in Großbritannien ändern wird. Die Nationalhymne ist dabei nur der Anfang.
„Bevor es Nacht wird“ (Faz.net, 3. Januar): Ebenfalls um den Tod älterer Frauen geht es in Yvonne Staats Reportage für die FAS. Kunstvoll verwebt sie darin die Geschichte zweier Seniorinnen, die zwar beide nicht mehr lange zu leben haben, deren Lebensabend aber nicht unterschiedlicher sein könnte: „Gerda sagt: ‚Ich ertrage das Leben nicht mehr. Es ist furchtbar.‘ Sie kann stundenlang so reden, und jedes Mal wird ihre Stimme dabei ganz hart. […] Elli sagt: ‚Ich habe von allem gehabt. Es ist jetzt gut.‘ Sie schließt die Augen und lächelt.“
Reise
„Der vermessene Reprua“ (taz.de, 16. Februar): „Wo kann man heute noch Entdecker sein?“ fragt Sebastian Erb in seinem Text. Und findet einen Ort: Den Reprua, einen kleinen Fluss in Abchasien (Je nachdem, wen man fragt, ein unabhängiges Land oder ein Teil Georgiens). Den angeblich kürzesten der Welt. Weil er aber keine anständige Quelle findet, fliegt Erb hin, um den Reprua zu vermessen. Eine herrlich absurde Reisegeschichte.
Sport
„Immer auf Asche“ (Zeit Online, 6. Januar): Mehr Fußballromantik geht wohl nicht als in Lucas Vogelsangs Geschichte über Menschen, die ihr halbes Leben (oder mehr) auf dem Ascheplatz verbracht haben. Über einen Torwart, der „schon die Mauer gestellt [hat], als die Mauer noch stand.“ Über einen Spieler, der „fast mal zu Borussia Mönchengladbach gegangen [wäre], nach ganz oben.“ Und über ganz viel Emotionen auf Bottrops Fußballplätzen.
Dass ich auf den Tag genau 60 Jahre jünger bin als die Queen, könnte eine Rolle bei meiner Begeisterung für die europäischen Monarchien spielen. ↩
Donnerstag, 2. Juli 2015 um 21:31 Uhr
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